Die Schnecke und der Löwenzahn
Eine Schnecke traf auf ihrem beschwerlichen
Weg einen Löwenzahn sehr hungrig und wollte gerade die Blätter des Löwenzahns anknabbern.
Sie hörte die Stimme: "Lass mich leben, bitte friss mich nicht!" -
"Ich habe Hunger. Wer spricht da?" sagte die Schnecke. "Wer soll das schon sein, ich der Löwenzahn!"
Da stutzte die Schnecke: "Ich bin hungrig, ich habe schon lange nichts bekommen!"
Der Löwenzahn hatte ein Einsehen, er überlegte, was er für die Schnecke tun könnte.
Er war klug und hatte bald eine Lösung.
So sprach er zur Schnecke: "Du darfst meiner Pflanze ein Blatt nehmen, damit dein Hunger gestillt ist.
So bekommst du Futter und hast wieder Kraft, um weiterzuleben.
Ich kann auf das eine Blatt verzichten und sterbe deshalb nicht! Aber bitte nimm nicht mein Herz!
dieses brauche ich, um weiterleben zu können. "Die Schnecke fraß ein Blatt,
es schmeckte sehr gut. Sie war aber noch nicht satt,
sie fraß einfach weiter. Sie konnte nicht genug bekommen.
Der Löwenzahn rief ängstlich: "Bitte beherrsche dich, höre bitte zu!"
Die Schnecke wollte ihn ganz, das wusste der Löwenzahn.
"Wenn du mich ganz auffrisst, bist du satt aber wirst trotzdem verhungern!"
Das konnte die Schnecke nicht glauben, aber sie hörte weiter zu.
"Ich bin eine große starke Pflanze,
aber wenn du ein Blatt nach dem anderen frisst, habe ich bald keine Kraft mehr und werde krank, kann sogar sterben willst du dann noch fressen?
So wirst du auch verhungern!" Als die Schnecke das hörte,
musste sie lange nachdenken. Sie begriff, wenn sie wenig frisst,
wird sie zwar nie satt, aber sie kann mit ihrem Löwenzahn leben.
So sagte sie zum Löwenzahn: "Lieber kluger Löwenzahn, du hast Recht, wir wollen uns so einigen!"
Lange ging dies gut, die Schnecke folgte dem Rat. Sie fraß nur ein Blatt in einer Woche.
Eines Tages war der Appetit wieder größer, sie kam immer öfter.
Der Löwenzahn konnte nicht genug Blätter neu schaffen.
Er wurde krank, seine Kraft ließ nach, nur sein Herzblatt war noch frisch und gesund.
Die Schnecke sah dies und sagte: "Was wird jetzt? Ich habe immer noch Hunger!" "Nein! Nein!",
schrie der Löwenzahn mit letzter Kraft, "das darfst du nicht, außerdem schmeckt es nicht,
du bekommst Bauchweh, es tut uns beiden weh!"
Die Schnecke konnte aber nicht ablassen, sie fraß es auf.
Das Blatt schmeckte sehr bitter, es lag ihr im Magen, ihr ging es nicht gut.
Sie zog sich in ihr Schneckenhaus zurück. Sie dachte erst jetzt daran, was sie getan hatte.
Er hatte sie immer gut genährt und sie hatte ihn zerstört.
Aber sie hatte Unrecht, der Löwenzahnzahn war klug und ahnte dies schon lange,
er war nicht zerstört.
Er hatte schon sehr zeitig daran gedacht, eine Blüte zu bilden.
Jetzt waren die daraus entstandenen Samen im Boden, diese Samen werden bald ein neues
Löwenzahnpflänzchen hervorbringen.
Als die Schnecke es wagte, aus ihrem Haus herauszuschauen,
entdeckte sie ein kleines grünes Pflänzchen.
Sie traute sich nicht weiter.
Plötzlich hörte sie eine Stimme.
Sie ging etwas näher, tatsächlich, es war der Löwenzahn, zwar noch klein, aber er war es.
Sie entschuldigte sich für die übermäßige Fresslust.
Der Löwenzahn erklärte ihr alles. Er sagte: "Unkraut vergeht nicht,
es ist stärker als die täglichen Probleme des Lebens."
Die Schnecke wollte noch viel lernen. Die beiden trafen sich regelmäßig.
Die Schnecke fraß von ihm immer nur ein Blatt und sie sprachen über die neuesten Dinge,
die auf der Wiese geschahen.
Sie waren beide glücklich und zufrieden.
von Bettina Bodenschatz